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Interview mit der neuen Drei ??? Autorin Kari Erlhoff (Herbst 2008) |
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Ende Oktober 2008 hatten wir das Glück, die neue Drei ??? Autorin Kari Erlhoff für ein Interview zu gewinnen. Ohne zu zögern stellte sie sich geduldig unseren Fragen. Hallo Kari, vielleicht kannst Du uns und unseren Usern zu Beginn ein wenig über Dich selbst erzählen. Tja, ich gehöre mehr oder weniger zur Generation der Kassettenkinder und wurde in den späten 70er Jahren geboren. Aufgewachsen bin ich zwischen Zauberwürfeln, Fanta Mango und BMX-Rädern. Meine Eltern waren aber mehr für Holzspielzeug, Mineralwasser und verkehrstaugliche Fahrzeuge. Auch Monchichis und Regenbogengummistiefel sind mir trotz Generations-Druck verwehrt geblieben. Das muss ich jetzt in meinen Büchern kompensieren ;-)
Nein, ich habe nie etwas an den Verlag geschickt. Ich wollte die Bücher ja lesen, nicht schreiben. Aber manchmal kommt im Leben einfach alles anders als geplant. Die ganze Sache kam tatsächlich eher unfreiwillig ins Rollen. Ich war mit meinem Buch „Alles Anders“ auf der Frankfurter Buchmesse, um es dort vorzustellen. Dort bin ich mit einer netten Dame ins Gespräch gekommen. Wie sich herausstellte, war sie Lektorin der drei ???. Sie hat mich gefragt, ob ich mir „so ganz theoretisch“ vorstellen könnte, für den Verlag zu schreiben. Ich habe ganz praktisch "Nein" gesagt. Das hat mich einige Nächte Schlaf gekostet. Zwei Monate bin ich standhaft geblieben. Schließlich habe ich mich dann doch bei Kosmos gemeldet und gefragt, ob sie noch Interesse hätten. Ein paar Tage später ging es los ...
Klar habe ich Angst vor den Reaktionen der Fans – auch wenn ich sie bislang als hart und trotzdem fair empfunden habe. Aber dieser Punkt war nicht mein erster Gedanke. Eigentlich habe ich zuerst nur befürchtet, dass ich mir vielleicht mein Hobby kaputt mache. Wenn man beruflich an etwas arbeitet, fehlt einem nach Feierabend ja oft die Lust, sich noch damit zu beschäftigen. An manchen Tagen ist das leider wirklich so, aber zum Glück eben nicht auf Dauer. Wie lange hat es gedauert, bis die Zusage vom Kosmos-Verlag kam? Die Zusage für „Tödliches Eis“ bekam ich eine Woche nach der Einsendung des Exposees. Bei unaufgeforderten Manuskripten kann es aber länger dauern. Das liegt an den vielen Einsendungen, die Verlage täglich bekommen. Ich habe bei einem Verlag mal den Stapel mit den (unaufgeforderten) eingehenden Manuskripten gesehen – der war gigantisch hoch! Irgendwo habe ich mal gelesen, dass deutsche Verlage im Durchschnitt alle 4 Minuten ein Buch angeboten bekommen. Leider erinnere ich mich nicht mehr an die Quelle, aber ich finde, es klingt realistisch. Was ist es für ein Gefühl, als neue Drei ??? Autorin aktiv in das Geschehen von Justus, Peter und Bob eingreifen zu können bzw. zu dürfen? Es ist so, als ob man als Kind in die acht Nummern zu großen Cowboystiefel von Lucky Luke tritt. Die Sache fühlt sich riesig groß und auch etwas unheimlich an. Es gibt da immer wieder diesen Moment, wo man sich denkt: „Wow, ich könnte jetzt einfach ...“
Die Resonanz ist sehr gemischt. Um einen Fan zu zitieren: „Es ist ein Buch, das die Fans polarisiert!“ Das ist nicht nur ein guter Wortwitz, sondern auch irgendwie passend. Es war alles dabei von „Super“ bis „mies“. Kritik führt bei mir fast immer zu Bauchschmerzen, aber ich denke, dass ich aus ihr viel lernen kann.
Ich selbst bin nur zu 60 – 70 % zufrieden mit „Tödliches Eis“, aber für mich ist das schon sehr gut. Sonst liegt der Zufriedenheitspegel eher bei 0 – 10%. Generell setze ich mich beim Schreiben sehr unter Druck. Daran arbeite ich aber und versuche, die Projekte entspannter zu sehen. Wenn man etwas in guter Laune und mit Spaß schreibt, kommt es beim Leser auch besser an. Natürlich kann man es nicht allen Recht machen – und mir schon gar nicht.
Ja, ich hätte mir beim Kürzen mehr Zeit nehmen müssen! Auch wenn ich die zu diesem Zeitpunkt aus mehreren Gründen einfach nicht hatte. Zudem hätte ich den Plot etwas geändert und deutlich weniger Musher ins Rennen geschickt. So sind es nun doch sehr, sehr viele Charaktere. Manche Leser haben Probleme damit.
Die Frage habe ich mir auch schon gestellt ;-) Tja, Bob ist tatsächlich ein schwieriger Charakter. In den Klassikern hatte er den Gips am Bein und blieb in der Zentrale oder der Bücherei zurück. In den Crimebusters-Folgen ist er sogar halb aus der Story geflogen und kam nur noch am Rand vor. Auch wenn die Fans ihn lieben, ist er manchmal das Stiefkind der Serie. Und dass, obwohl er ja in der ersten drei ??? Folge der Charakter ist, der noch vor den anderen vorgestellt wird und der eine Namensgleichheit mit dem Autor hat (Robert A.). Ich mag Bob, aber ich muss härter an ihm arbeiten, als an Justus oder Peter. Wenn er auftaucht, werde ich gerne etwas anachronistisch. Immerhin ist Bob die einzige Figur, die vor meinem inneren Auge immer noch genau so aussieht, wie ich ihn mir 1988 vorgestellt habe. Da haben auch die Crimebusters nichts dran geändert. Mal sehen, was so aus Bob wird. Ich werde mich wohl definitiv mehr um ihn kümmern müssen ...
Ja, ich habe Peter recht bewusst in den Mittelpunkt gestellt. „Tödliches Eis“ ist ein Abenteuer-Fall und das ist doch genau Peters Gebiet. Er ist ja irgendwie der „Pfadfinder“ der drei ???. Auch ist er der Detektiv, dem man viel zumuten kann, der überraschen kann, der für unterschiedlichste Einsätze taugt und bei dem Denken und Handeln kaum von einander abweichen. Ein Angsthase ist er jedoch nicht. Ich glaube, ich hätte bei der Hälfte von Justus Plänen auch „Nein danke, das machst du mal schön alleine, Erster!“, gesagt. Wer hätte das nicht?
Ich finde es manchmal schade, wenn nach jedem Buch wieder der Status Quo hergestellt wird. Dabei gibt es doch einen ganzen Fundus von Menschen, Gadgets, Orten und Institutionen, die man verwenden kann. Ich würde es gerne vermeiden, in jedem Buch wieder ein neues Eiscafé aufzumachen und das Labor der drei ??? neu einzurichten. Natürlich müssen die Sachen passen und dürfen nicht nur aus Nostalgie-Gründen eingebaut werden. Jelena passte in „Tödliches Eis“ einfach gut, weil ich eine Recherche-Hilfe für die Jungs brauchte. Klar, dass sie da nicht einfach Freund XYZ anrufen, sondern die Person, die ihnen da schon häufiger geholfen hat. Carol Ford hingegen war nicht meine erste Wahl. Eigentlich war es ursprünglich mal Mr. Andrews, der die Jungen beauftragte. Ich habe das nur geändert, weil ich wollte, dass es sich um eine Fernsehreportage handelt. Nachträglich denke ich, dass Mr. Andrews vielleicht die bessere Alternative gewesen wäre.
Ich war - auf den Spuren meiner Vorfahren - am Polarkreis unterwegs und habe eine Schlittenhundfarm besucht. Natürlich bin ich dann auch mit einem Schlitten gefahren. Damals dachte ich noch: Daraus könnte man mal eine Abenteuergeschichte machen! Dass es eine Geschichte mit den drei ??? werden würde, das hätte ich aber nie gedacht.
Ehrlich gesagt bin ich mir da nicht mehr ganz sicher. Zwei oder drei Wochen?!? Natürlich muss man dann noch die Zeit für die Korrektur dazu rechnen.
* heul* Ich habe noch großkotzig gesagt, dass man damit ja zurecht kommen muss. Aber 128 Seiten können so unglaublich kurz werden. Ich musste sogar wegen der vielen Kapitel (jedes Mal ein erzwungener Absatz) nachträglich mehrere Seiten aus der fertigen Geschichte kürzen. Das war wirklich schlimm für mich! Beim nächsten Buch ging das etwas einfacher. Ich glaube, man gewöhnt sich dran.
Also bei euch im Forum werden die Freundinnen ja eher gehasst ;-)
Oh ja!!! :-)))) Die Idee hatte ich witziger Weise auch schon. Mir sind ein paar mörderische Dialoge zwischen den Dreien eingefallen – und ein Rätsel-Plot! Aber wie soll man das auf 128 Seiten pressen und dabei noch die Konventionen der Serie wahren? Justus würde alleine auf ca. 80 Seiten verbal ausrasten und Jelena und Allie würden mit Pferdegeruch und finsteren Klassik-Klängen Kontra bieten. Am Ende würden sie wahrscheinlich in einem Nebensatz den Fall lösen und sich dann prügeln. Oder Jelena löst den Fall, während Justus und Allie sich prügeln und sich dann - romantischer als erlaubt – wieder vertragen. Klingt nicht nach einem Fall, der zu den drei ??? passt, oder?
Das mit den Hörspielen sehe ich sehr gelassen. Ich liebe Hörspiele, aber hänge nicht übermäßig an den drei ???-Hörspielen. Da gibt es einige Wenige, die mir sehr am Herzen liegen (fast alles Klassiker), der Rest ist nicht ganz so wichtig. Ich höre sehr viel öfter andere Serien (z.B. John Sinclair und ehrlich gesagt auch TKKG).
Hmmmmmmmmm..... ich darf da nicht viel verraten. Bald ist ja eh der neue Katalog da. Nur so viel: Rocky Beach kommt vor, Ballsportarten dafür nicht. In diesem Fall bekommen es Justus, Peter und Bob mit einer etwas ungewöhnlichen Herausforderung zu tun…
Gerade habe ich mein zweites Jugendbuch beendet. Es wird ebenfalls im Frühjahr 2009 erscheinen. Allerdings nicht bei KOSMOS, sondern beim Carlsen Verlag. Abschließend noch eine Kleinigkeit: Jetzt habe ich eben schon einen langen Absatz getippt und ihn dann wieder gelöscht, weil mir die Vorstellung nicht gefiel.
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