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Radio-Interview mit Oliver Rohrbeck und Ragnar Wilke (18.06.2005)

Am 18. Juni 2005 waren Ragnar Wilke und Oliver Rohrbeck anlässlich der Veranstaltung im Berliner Cinemaxx-Colosseum, in dem Ragnar Wilkes Fanfilm zur Folge "Die drei ??? und der seltsame Wecker" vorgeführt wurde, live beim Berliner Kult-Radiosender Fritz zu Gast. 

 

Seit 25 Jahren gibt es die Europa-Hörspielserie "Die drei ???". In 120 Fällen haben die jugendlichen Detektive Justus, Peter und Bob schon bewiesen, dass sie eigentlich jedem Rätsel auf dieser Welt gewachsen sind und ihre Fälle auch garantiert für ihre Auftraggeber lösen können. Die meisten Fans haben dieses kleine Stück Kindheit mit in ihr "Erwachsenenleben"  mit herüber genommen, ganz viele Leute schlafen heute abends immer noch mit den Kassetten ein und können sonst nicht einschlafen. Bisher gab es das Ganze nur als Buch und als Hörspielumsetzung. Jetzt ist bereits der zweite Fan-Film von Ragnar Wilke herausgekommen. Dieser zweite Film heißt "Der seltsame Wecker".

In meinem Studio ist sehr sehr herzlich willkommen, Ragnar Wilke.

Hallo.

Du bist ja ein Regisseur, weil du einen Film gedreht hast. Einen Fan-Film...

Ganz genau.

...von den drei Fragezeichen. Dieser Fan-Film heißt "Der seltsame Wecker" und es dreht sich im weitesten Sinne um einen ganz fürchterlichen - ich habe das eben bereits zweimal gehört - ganz fürchterlich schreienden Wecker, der eben nicht weckt, wie andere Wecker, sondern diesen fürchterlichen Schrei absondert. So fängt die Hörspielfolge "Der seltsame Wecker an" und keiner dürfte in seiner Jugend an diesem wahnsinnig nervigen Schrei vorbei gekommen sein. Die drei ??? sind ja eigentlich in Buchform und als Hörspielkassetten bekannt, und du hast jetzt einen Film daraus gemacht... Warum?

Eigentlich wollte ich schon immer mal einen Film von den drei ??? sehen, nur leider gab es das nie. Ich habe so ungefähr vor 20 Jahren meine erste drei ??? Folge gehört und gleich bei der ersten Folge habe ich gedacht "Wow, das müsste es doch als Kinofilm geben", aber das gab es leider nie und ich hab immer wieder gewartet. Und irgendwann hatte ich die Möglichkeit, mal eine Kamera auszuleihen und ich habe das ein bisschen organisiert und dann haben wir vor vier, fünf Jahren den ersten drei ??? Fan-Film gedreht: "Der sprechenden Totenkopf". Das musste einfach irgend jemand machen, und wenn es keiner macht, dann habe ich mir gedacht, gehst du eben selber ran.

Wenn du jetzt sagst "Fan-Film", mit welchem Aufwand habt ihr das gemacht? Sieht das alles ein bisschen einfacher aus oder ist das schon ein richtiger Kino-Film? Ohne dir zu nahe treten zu wollen, aber du hattest sicherlich nur kleine Mittel zur Verfügung...

Ganz genau. Der Film hat auch gar nichts gekostet. Das teuerste an dem ganzen Film war letztendlich die Verpflegung der Leute. Es haben ungefähr 23 Leute, die vor der Kamera mitgemacht haben und noch mal so 12, 13 hinter der Kamera. Gedreht habe ich den zweiten Film im Rahmen meiner Diplomarbeit in Sozialpädagogik. Da hatten wir dann auch drei, vier Wochen Drehzeit. Die ganze Planung hat zwei Jahre gedauert. Von daher sieht man dem Film natürlich schon etwas an, dass es keine richtig teure Millionen Hollywood-Produktion ist. Aber es ist optisch doch sehr ansprechend geworden und inhaltlich haben wir uns eigentlich keinen Millimeter von der Originalvorlage entfernt.

Wie schwer war es Leute zu finden, die jetzt die drei Detektive spielen? Also Justus, Peter und Bob, die ja in unseren Köpfen so ein bisschen wie Gymnasium-Streber aussehen. In meinem Kopf sehen die jedenfalls ein bisschen so aus...

Im Gymnasium habe ich auch gecastet. Ich bin zum Gymnasium gefahren und habe da in der Theater-AG gefragt: "Können wir hier nicht mal ein Casting organisieren bzw. können wir nicht mal fragen, ob jemand mitmachen möchte?" Und dann gab es halt dieses Casting und da waren fast 100 Leute. Ich habe mir drei ausgesucht und das tolle daran war, dass die drei privat auch noch Freunde sind und optisch doch sehr den Beschreibungen aus den Büchern entsprechen. Der Bob ist halt ein bisschen kleiner und der Peter ist so ein großer sportlicher und der Justus ein bisschen stämmiger. Das passte eigentlich super. Jetzt mussten nur noch ein paar 70iger Jahre Klamotten her, sprich die drei ??? laufen eben in Hemd und Kragen und Pullunder herum, eben genau so, wie sie in den Zeiten aus den amerikanischen Büchern aussehen. Wenn man die Drei zusammen sieht, dann würde ich schon sagen - die wirken sehr, wie sich jeder die drei ??? vorstellt.

Die Figuren sind in der ganzen Zeit irgendwie kaum gealtert, höchstens drei, vier Jahre älter geworden. Nervt das ein bisschen?

Es ist ein wenig verwunderlich, weil die Drei sind nur drei Jahre gealtert, aber der technische Fortschritt, den haben sie eigentlich schon immer mitgemacht. Also in diesen drei Jahren gab es vorher nur so ein ganz kleines schwarzes Scheibentelefon, aber mittlerweile haben sie Handy und Internet. Aber das stört mich eigentlich nicht, da die drei ??? technisch gesehen immer up to date waren.

Hast du jetzt ein bisschen Angst, dass deine Vorstellung von Justus, Peter und Bob nicht mit denen der Zuschauer übereinstimmt? Dass die Zuschauer am Ende sauer oder enttäuscht sind?

Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Weil ich mich eigentlich sehr an die Beschreibungen aus den Büchern gehalten habe. Von daher kann ich mir das eigentlich nicht vorstellen. Ich spreche nach dem Film immer noch sehr gerne mit den Zuschauern und die Reaktionen vieler Leute nach dem Film bestätigt schon, dass das schon sehr genau zutrifft.

Das ist ja ein riesen Kompliment an dich.

Ja, das finde ich auch immer ganz toll und was ganz wichtig ist, man muss so ein paar Dinge beachten, wenn man so eine Folge verfilmt. Da halte ich mich eigentlich auch akribisch an das Hörspiel. Wir übernehmen die Dialoge 1:1. Was natürlich ein bisschen schwierig ist, weil so ein Hörspiel ja auch ein ganz anderes Medium ist.

Du kannst Sachen beschreiben, die du nicht ganz einfach so hinstellen kannst...

Ganz genau und darum sieht man auch, wenn man den Film sieht, wie lustig oder merkwürdig einige Dialoge sind. Die sind ja auch schon fast 30 Jahre alt und da denkt man manchmal schon, ob das noch so in die heutige Zeit passt. Das macht letztendlich auch den Charme der drei Fragezeichen aus.

Es werden ja wahrscheinlich gerade die ganzen Fans in den Film gehen. Leute die sich gar nicht dafür interessieren, "verirren" sich vermutlich gar nicht in den Film, obwohl es dir zu wünschen wäre...

Es ist ja eigentlich ein Kinder-Film, wenn man so will, also ohne Altersbeschränkung. Aber da sind letztendlich überwiegend so 20 bis 45 Jahre alte Leute im Zuschauerraum...

Dein Film läuft morgen (19. Juni) um 12.30 Uhr im Cinemaxx-Colosseum und gleich werden wir noch Oliver Rohrbeck alias Justus Jonas hier im Studio haben. Ich danke dir ganz herzlich, dass du gekommen bist. Tschüss Ragnar und viel Erfolg!

 

Es hat sich, und darauf bin ich sehr stolz, in einer wohltemperierten Limousine der originale Oliver Rohrbeck hierher begeben. Guten Tag Oliver.

Einen wunderschönen guten Tag. Ich bin allerdings nicht in einem drei ??? Rolls Royce gekommen, was ja eigentlich standesgemäß gewesen wäre.

Im Grunde schon, du bist wahrscheinlich in einem stinknormalen Taxi gekommen.

In einem stinknormalen Taxi, aber natürlich dann auch mit einem Morton.

Das ist gut. Was auch immer ein Morton ist. Und dann ist hier immer noch der Ragnar da, der ja den drei ??? Fan-Film gemacht hat, über den wir vorhin schon gesprochen haben.

Seit jetzt über 25 Jahren leihst du diesem pummeligen Denkgenie aus Rocky Beach deine Stimme, und so richtig jugendlich bist du ja selbst nicht mehr...

Nö, also das ist ja klar. Wenn man das 25 Jahre macht und mit 13 Jahren angefangen hat, dann kommen da noch ein paar Jährchen dazu, also ich bin mittlerweile 40. Aber ich spreche eben immer noch einen 17-, 18-Jährigen, wir wissen ja alle nicht genau, wie alt der Justus wirklich ist. Wir wissen nur, er wird wahrscheinlich, wie ihr vorhin schon gesagt habt, einen Pullunder anhaben und einen Seitenscheitel tragen.

Dieses Äußere - du hattest ja sicherlich in den Jahren immer eine Vorstellung davon wie du aussiehst. Jetzt hat dir der Ragnar Wilke, der der Regisseur von dem Fan-Film ist, ein Gesicht gegeben. Wie gefällt dir denn dieses Gesicht?

Ich finde das ganz großartig. Das ist eben ein Gesicht, was jetzt ganz plötzlich real da steht. Das wird mich jetzt aber nicht davon ablenken, wenn ich jetzt wieder die Hörspiele höre, mir wieder meine eigenen Bilder dazu zu machen. Das haben wir ja auch. Als wir unsere Drei ??? Tournee gemacht haben - "Master of Chess", die ja damals hier bei Fritz einmal live übertragen wurde - da haben wir den Leuten eigentlich auch nicht ein Bild vorgegeben, in dem wir da aufgetreten sind. Also die Leute können davon wieder abschalten, glaube ich. Das faszinierende an Hörspielen ist, dass es dann auch wieder klappt, dass man sein eigenes Kopf-Kino hat.

Was hast du gedacht, als die Idee kam, dass jetzt ein Film darüber gemacht wird? Dachtest du, da würde jetzt alles kaputt gehen, oder wie ist das?

Nein, eigentlich nicht. Weil das hat dann so viel Abstand, man sieht ja auch, dass das in Deutschland gedreht ist, das sind eigentlich andere Bilder, da läuft eine andere Phantasie ab. Aber das ist ganz faszinierend, es wird ja jetzt mittlerweile auch ein richtig großer Spielfilm in Amerika gedreht, von Studio Hamburg. Der wird wohl nächstes Jahr in die Kinos kommen. Dann richtig mit drei 12jährigen. Also die wollen uns dann noch mal richtig Bilder vorgeben. Da bin ich dann schon ein bisschen skeptischer, aber bei dieser Geschichte von Ragnar Wilke bin ich ganz begeistert und deswegen haben wir als Lauscherlounge ja auch gesagt: "komm, wir laden den Ragnar jetzt mal ein und machen hier eine Kinoveranstaltung." Sonst machen wir ja Live-Hörspiel, jeden letzten Freitag im Monat in der "Alten Kantine" und machen eben verschiedene Hörspiele, wie Westerhörspiele, Gruselhörspiele... Im Herbst haben wir ein ganz tolles Programm vor uns. Aber wir haben gesagt, jetzt müssen wir auch mal ins Kino gehen, sozusagen Lauscherlounge goes Cinema, und haben den Ragnar Wilke eingeladen. Und was passt besser zu uns, als eben ein Drei ??? Film. 

Natürlich, das ist dann vollkommen klar. Wann und wo kann man den Film denn sehen?

Morgen um 12.30 Uhr im Cinemaxx Colosseum. Ab 12 Uhr sind wir da. Wer noch keine Karten über unsere Internetseite www.lauscherlounge.de vorbestellt hat, der kann also morgen noch Karten kaufen, es gibt noch welche. Die werden 6€ kosten. Um 12.30 Uhr machen wir dann Einlass und dann gibt es ein kuscheliges Kinovergnügen und hinterher machen wir noch ein Live-Quiz mit Ragnar und verlosen Picture-LP´s von den drei ???.

Jetzt habe ich noch mal eine Frage zum Hörspiel allgemein. Das ist ja in den letzten Jahren wieder total geboomt und groß geworden. Woran glaubst du liegt das?

Weil das eine Mischform zwischen Film und Buch ist und weil es eigentlich eben eine schönere Form ist als Film. Weil man seiner Phantasie im Kopf freien Lauf lassen kann und sich die Sachen selbst vorstellen kann. Weil man dieses Kopf-Kino haben kann. Und insofern ist es auch eine anspruchsvollere Form als Film, wo man sich nur rein setzt und sozusagen berieseln lassen muss, von den Bildern die da kommen. Man muss nicht viel dazu tun. Beim Hörspiel geht die Phantasie ab. Ich meine, viele nehmen das nur als Schlafmittel, aber sie kommen immer bis zu einem bestimmten Punkt und am nächsten Abend schaffen sie es vielleicht schon zwei Minuten weiter, bevor sie einnickern. Aber ich glaube, das ist eine ganz schöne Sache, weil jeder hat seine eigenen Bilder und ich muss auch sagen, wenn ich so ein Hörspiel spreche, oder gerade den Justus Jonas, dann habe ich auch nicht ein ganz bestimmtes Bild vor mir, nur dass er vielleicht einen Seitenscheitel hat. Eine ganz genaue Gesichtsform habe ich auch nicht vor mir, wie der sein könnte. Grübchen, Hängebäckchen? Ich hab keine Ahnung. Das ist bei mir so eine verschwommene Masse, wenn ich dann meine Augen zu mache und das dann mal höre. Ich kann Gott sei Dank von meiner eigenen Stimme abschalten. Aber das macht eben Hörspiel aus. Jeder kann seine eigenen Schnitte, seine eigenen Farben da "rein beamen" und wenn man das Hörspiel gut macht, dann funktioniert das auch, dass der Film von alleine einschaltet. Dann muss man gar nicht viel dafür machen.

Nicht schlecht. Wo kann man dich sonst noch hören und sehen?

Ja, wie gesagt, nächsten Freitag sind wir wieder in der "Alten Kantine" um 20 Uhr in der Lauscherlounge, da machen wir ein wunderbares Western Live-Hörspiel mit großartigen Sprechern. Hans-Werner Bussinger, das ist der Sprecher von Quincy und Colt Sievers. Gerrit Schmidt-Voss, der Sprecher von Leonardo Di Caprio, ist mit dabei. Hubertus Bengsch, der Sprecher von Richard Gere. Dann haben wir noch ein paar Überraschungsgäste, also da wird ein ganz großes Westernspektakel gemacht und wer sich noch mehr darüber informieren möchte, kann am nächsten Freitag gerne vorbei kommen in die "Alte Kantine" oder auf der Internetseite www.lauscherlounge.de gucken.

Eine Sache würde ich noch gerne wissen. Kommen dort auch viele Blinde?

Ja! Im allgemeinen zu Hörspielen. Wir hatten ja bei dieser Drei ??? Tournee, die wir gemacht haben, sehr viel blindes Publikum, da durfte ich sogar einmal, da war ich sehr gerührt, einen Blindenstock unterschreiben. Die hat sich dann so gefreut, dass ich ihr da den Blindenstock signiere, als Oliver Rohrbeck. Das finde ich so rührend, dieses Mädchen habe ich schon mehrfach wieder getroffen, die wohnt in Hamburg und kommt immer zu unseren Record-Release-Partys, die wir öfter veranstalten, wenn wieder neue Folgen auf den Markt kommen. Die kommen tatsächlich ganz häufig mit ihren Hunden, auch in ganzen Gruppen, und setzen sich dort hin. Für die ist das ganz was Schönes.

Das dachte ich mir.
Morgen um 12.30 Uhr im Cinemaxx-Colosseum kommt Ragnars zweiter Drei ??? Fan-Film "Der seltsame Wecker". Komplett unkommerziell, ihr verdient daran Nichts, dafür ist der Film umso schöner.

Schön dass ihr da ward, bis zum nächsten Mal. Tschüss!

Tschüss! Tschüss!

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