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Live-Interview mit André Marx vom 17.01.2005 - Teil 1 |
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Nachdem wir André im Dezember bei der Record-Release-Party zur Folge "Der geheime Schlüssel" kurz kennen gelernt hatten, war er sofort bereit, sich mit uns zu treffen, um uns ein paar Fragen zu beantworten. In einem gemütlichen Berliner Café stand er uns geduldig Rede und Antwort. Vielleicht kannst du uns zu Beginn noch mal ganz kurz ein bisschen was von dir erzählen. Ich bin am 01.01.73 in der Nähe von Osnabrück geboren und vom ersten Tag an auch in Osnabrück aufgewachsen.
Das war schon immer ein Traum und das hab' ich auch immer schon gemacht. Seitdem ich schreiben kann, habe ich immer irgendwelches Zeugs geschrieben, bereits in der Grundschule. Das war auch eigentlich nie 'ne Frage, ob mir das Spaß macht, oder ob ich mich dafür entscheide - das war von Anfang an einfach da.
Hast du bestimmte Rituale beim Schreiben oder einen bestimmten Ablauf, dass du z. B. immer nur morgens oder abends schreibst? Der Ablauf ist ganz simpel - ich gehe ins Büro, weil ich nicht mehr zu Hause arbeite. Da gehe ich morgens hin, mache den Rechner an, frage Mails ab und dann geht's los. Völlig unspektakulär.
Sehr zu unserer Freude lässt du ja immer wieder mal einen "alten Bekannten" aus früheren drei ???-Abenteuern auftauchen, wie z. B. Hugenay, Skinny - hinzu kommen diverse interessante Charaktere, die du selbst erfunden hast, wie Brittany oder Hadden aus dem Fall "Toteninsel", die ebenfalls genug Potenzial hätten, noch mal aufzutreten. Hast du da selbst manchmal Bedenken, dass das zu viel werden könnte mit den wiederkehrenden Charakteren, oder denkst du, dass das immer noch so im Rahmen des Verträglichen ist? Das ist mal so, mal so. Manchmal eignet sich eine Geschichte einfach besonders gut dafür, jemand wiederkehren zu lassen. Dann finde ich es auch unlogisch, wenn man dann wieder jemand Neues einführt, obwohl man ja bereits eine passende Figur hat, oder die drei ??? jemanden kennen, der ihnen diese oder jene Frage beantworten könnte. Dann finde ich, macht es schon Sinn, einen wiederkehrenden Charakter zu verwenden. Das kommt ja bei den Leuten auch ganz gut an, dass das Ganze in sich ein bisschen geschlossener wird und die drei nicht immer wieder bei Null anfangen müssen. Man darf es natürlich auch nicht übertreiben. Bestimmte Sachen würde ich wahrscheinlich auch so nicht mehr machen, z. B. den Kapitän Jason im Fall "Meuterei auf hoher See" auftauchen zu lassen. Ich gucke immer, wo es irgendwie passt. Es gibt natürlich Figuren, die geradezu danach schreien, mal wieder aufzutauchen, z. B. Skinny Norris. Da überlege ich mir halt - o. k. Skinny hat Potenzial, aber man darf ihn nicht überstrapazieren. Er taucht nur auf, wenn ich wirklich eine Idee für ihn habe. Nicht als Lückenbüßer - das hat er nämlich nicht verdient. Was uns an deinen Geschichten so gut gefällt, ist u. a. der Abwechslungsreichtum - dass auf eine Rätselfolge z. B. eine Abenteuerfolge folgt. Was machst du eigentlich selbst, um mal ein bisschen Abstand von dem Ganzen zu gewinnen, mal weg von Justus, Peter und Bob, um auch wieder Kraft für neue Ideen zu schöpfen, oder brauchst du gar keinen Abstand von den drei ??? ? Doch, definitiv - ich brauche Abstand. Ich habe selber im Laufe der Jahre zurückgeblickt und festgestellt, dass ungefähr alle fünf Bücher bei mir ein Punkt erreicht ist, wo ich sage - ich brauch 'ne Pause. Nach fünf Bänden reicht es mir. Und dann hab' ich gedacht, ich bräuchte einfach nur ganz viel Urlaub, aber das ist nicht der Fall. Ich habe festgestellt, dass es viel sinnvoller ist, zwischendurch was anderes zu schreiben, einfach mal für ein paar Wochen oder Monate an einem anderen Projekt weiter zu arbeiten. Danach habe ich auch wieder Lust auf die Fragezeichen. Wie sieht es aus mit anderen Projekten? Ich habe in der Vergangenheit schon so viel über andere Projekte erzählt, dass ich befürchte, mir glaubt inzwischen kein Mensch mehr, dass ich tatsächlich an anderen Sachen arbeite, weil ja noch nichts erschienen ist. Aber möglicherweise ändert sich in diesem Jahr nun wirklich mal was. In ein paar Monaten weiß ich vielleicht mehr. Jein, es gibt ein Konzept und einen Anfang für etwas und jetzt muss ich mal sehen, wie es weiter geht... Wie wichtig ist dir deine Privatsphäre? Wie sehr geht dir der ganze Rummel um die drei ??? und speziell auch um deine Person manchmal auch auf die Nerven? Speziell bei der Record-Release-Party im Dezember warst du ja persönlich präsent. Es geht. Also, mit Privatleben hat es ja zum Glück fast nichts zu tun. Private Sachen werde ich eigentlich nicht gefragt, und wenn dem so sein würde, dann würde ich darauf auch nicht großartig antworten, glaube ich. Es bezieht sich ja doch immer schon auf meine Arbeit. Das ist auch o. k. Zuviel wurde es mir eigentlich nur einmal, das war damals beim Band 100 ("Die Toteninsel"), als ich drei Interviews pro Woche hatte. Da dachte ich schon: hoffentlich hört das bald wieder auf. Es hörte ja auch wieder auf. Außerdem kann ich ja selber entscheiden, ob ich zu irgendwelchen Veranstaltungen gehe oder nicht. Manchmal ist das ja auch ganz nett. Hin und wieder kann ich mir das mal antun. Es muss ja nicht jede Woche sein. Wir haben uns sehr gefreut, dass das mit dem Interview-Termin so super geklappt hat. Im Moment finde ich es auch nett, weil es derzeit relativ ruhig ist. Gibt es ein Buch, welches du im Nachhinein betrachtet lieber völlig anders oder gar nicht geschrieben bzw. veröffentlicht hättest, oder eine Geschichte, die eigentlich schon fertig war, welche du komplett verworfen hast? Ja, komplett fertig war allerdings bisher noch nichts, aber es schwirren diverse Anfänge auf meiner Festplatte herum, die wahrscheinlich nie irgendwas werden. Davon gibt es schon Einiges. Es gibt auch viele Versionen von Büchern, die ich praktisch komplett neu geschrieben habe, weil die erste Version einfach nichts taugte. Wo ich dann einfach noch mal von vorne angefangen habe. Gab es ein Buch, welches nicht so gut angekommen ist, wo du die Kritikpunkte der Fans im Prinzip auch nicht verstanden hast, weil du selbst so richtig von der Geschichte überzeugt warst? Ja, das gibt es auch. Im Positiven wie im Negativen, z. B. "Meuterei auf hoher See" mag ich nach wie vor sehr gerne und ich finde auch "Geheimsache Ufo" ganz witzig. Ich finde es nicht herausragend, aber eigentlich ganz lustig. Beide Bücher sind ja nicht besonders gut angekommen. Andererseits ist es mir ein Rätsel, dass die Leute den "Nebelberg" so gut finden. Was ich an dem Nebelberg mag, ist die Atmosphäre, aber alles andere, naja... Wie wichtig ist dir die Meinung der Fans - wie sehr lässt du Kritik an einer Geschichte zu bzw. wie sehr beeinflusst sie dich für künftige Geschichten? Das ist schwierig. Wenn ein Einzelner sagt: "das fand ich doof, weil...", dann denke ich, naja gut, kann man so sehen, muss man aber nicht. Wenn aber hundert Leute sagen, dass irgendetwas aus dem und dem Grund nicht so gut ist, dann mache ich mir darüber natürlich schon Gedanken. Das beeinflusst mich schon. Dann überlege ich: Wenn ich das nicht so sehe, aber alle anderen es so sehen, dann muss ich in Zukunft darauf achten, dass ich es anders mache, weil ich ja letztendlich nicht für mich, sondern für's Publikum schreibe. Ich meine, ich schreibe beim Schreiben schon für mich, aber was bringt es mir, die Leser zu enttäuschen, das führt ja nirgendwo hin, also muss ich mir vornehmen, in Zukunft auf bestimmte Sachen zu achten. Prominentes Beispiel "Der finstere Rivale" - Die "bösen Wörter" die darin auftauchen... Ich habe mir dabei schon was gedacht. Ich wollte halt so 'ne Gangsteratmosphäre aufbauen, und deshalb reden die Leute in der Geschichte halt so, wie sie reden. Dass das so eine Riesenwelle machen würde, war mir im Vorfeld natürlich nicht klar. Das würde ich jetzt anders machen. Diesen Fehler werde ich garantiert nicht noch einmal begehen. Empfindest du die Kritik teilweise als zu hart? Die Kritik hat den Kosmos-Verlag zum Beispiel überhaupt nicht erreicht. Über das Buch ("Der finstere Rivale") hat sich kein Mensch beschwert. Über das Hörspiel ja, da ging's dann los. Ich kann mir schon vorstellen, dass das Ganze viel heftiger rüberkommt, wenn man es im Hörspiel hört, als wenn man es liest. In diesem Frühjahr erscheint dein vierundzwanzigstes drei ???-Buch "Spur ins Nichts". Was ist das für ein Gefühl für dich, wenn man bedenkt, dass du mittlerweile genauso viele Bücher geschrieben hast, wie die beiden großen amerikanischen Klassiker-Autoren Robert Arthur und William Arden? Kommt dir das selbst manchmal irgendwie irreal vor? Das ist cool. Bei unserer Recherche haben wir immer wieder mal gedacht, das gibt es doch gar nicht, ein Mann kann doch gar nicht so viel geschrieben haben... Das denke ich auch immer wieder, aber ich mache das ja schon seit ziemlich genau neun Jahren. Vor neun Jahren war ich zum ersten Mal in Stuttgart, um mich dort beim Kosmos-Verlag vorzustellen. So gesehen ist das dann doch wieder gar nicht soo viel.
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